Ergebnisbericht: Grün statt Grau am 22.06.2023 an der Hochschule Magdeburg-Stendal

Den Austausch zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Anwendung in ingenieurökologischen Belangen zu fördern ist zentrales Anliegen der Ingenieurökologischen Vereinigung (IÖV). Ein Angebot hierfür ist die Veranstaltungsreihe „Grün statt Grau“, die am 22. Juni 2023 zum dritten Mal stattfand, diesmal an der Hochschule Magdeburg-Stendal in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Magdeburg. In Vorträgen, Diskussion und Vor-Ort-Besichtigungen wurde das Themenfeld „Stadtklima und Ökosystemleistungen“ aus wissenschaftlicher und umsetzungsrelevanter Sicht vor Ort beleuchtet.

IÖV-Präsident Prof. Dr. Jochen Hack von der Leibniz Universität Hannover und die Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal Frau Prof. Dr. Manuela Schwartz eröffneten die Veranstaltung und stimmten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einen grünen Nachmittag ein.

Was beinhalten das städtische Gebäudegrün- und Stadtbaumkonzept? Welche Herausforderungen zeigen sich in der Praxis – von Flächenkonkurrenz bis hin zu klimatauglichen Baumarten? Frau Judith Mackay vom Magdeburger Stadtplanungsamt stellte hierzu lokale Ansätze vor. Ihr Kollege Tobias Hartmann, der dort als Klimaanpassungsmanager tätig ist, berichtete über die kürzlich durchgeführte CO2-Bilanz unterschiedlicher Stadtstrukturtypen, und die Situation in den Stadtteilen Magdeburgs. Gleichzeitig zeigte er auf, wie schwierig aber notwendig das von der Bundesregierung gestellte Ziel ist, den zusätzlichen Flächenverbrauch bis 2030 auf weniger als 30 ha pro Tag zu senken.

Der Wissenschaftler Tino Fauk von der Hochschule Magdeburg-Stendal zeigte mit seinen Arbeiten, wie hilfreich die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Verwaltungspraxis ist. Ausgehend vom Magdeburger Stadtbaumkataster mit fast 90.000 Bäumen wertete er Informationen aus dem Zeitraum 1936 bis 2021 aus und entwickelte Wachstumsmodelle für Stadtbäume. Diese Modelle sollen helfen, Ökosystemleistungen der Bäume abzuschätzen und dies in der künftigen Stadtplanung zu berücksichtigen. Frau Prof. Dr. Schneider berichtete über den Stand von Wissenschaft und Technik für verschiedene Arten von Fassadenbegrünung und demonstrierte dies an drei Pilotprojekten in Magdeburg. Die Anwesenden diskutierten hierzu Für und Wider, vom Pflegeaufwand bis zur Schadstoffaufnahme.

Aus dem Hörsaal in die pilothafte Praxis war zweiter Teil der Veranstaltung und dies direkt auf dem Gelände der Hochschule. Kann Bauschutt wie Ziegelbruch und Porenbeton als Ersatzbaustoff für grüne Infrastruktur dienen? An verschiedenen Versuchsflächen wird dies analysiert und zeigt bereits gute Ergebnisse. Mit einer ganz anderen Anwendung wartete Jörg Schröder auf: Lässt sich Parasitenbefall bei Bienen auch schnell und ohne Abtöten von Tieren erreichen? Die Bienenversuchsstation führte vor, wie Künstliche Intelligenz angewendet kann, um durch erlernte Mustererkennung rechtzeitig zu warnen, wenn Varoamilben ein Bienenvolk befallen.

Die Hochschule Magdeburg-Stendal, die Arbeitsgruppe Ingenieurökologie dort und die IÖV danken allen Teilnehmer:innen für ihr Interesse und freuen sich auf die nächste Veranstaltung, die sich der Fragestellung widmen wird, welche Rolle textile Gewebe in der urbanen grünen Infrastruktur spielen. Kapillartextilien, textile Fassadenbegrünung, Dachbiofilter – der IÖV-Erfahrungsaustausch am 28./29.09.2023 am Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) in Chemnitz wird hierzu Einblick geben. Alle ökologisch Interessieren sind hierzu bereits herzlich eingeladen. Weitere Informationen hierzu werden zeitnah auf der Webseite der IÖV und der Arbeitsgruppe Ingenieurökologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal erscheinen.

Ingenieurökologische Vereinigung e.V. 2023